Einige Fragen zum Osi-Schichtenmodell

Hallo liebe PC-Freunde,

ich habe mich in letzter Zeit mit dem Osi-Schichtenmodell beschäftigt und ich glaube, dass ich es mittlerweile einigermassen verstanden habe. Dennoch gibt es einige Dinge, die mir noch unklar sind. Insofern habe ich ein paar Fragen und es würde mich sehr freuen, wenn mir diese jemand in einer für Laien verständliche Sprache erklären könnte.

Frage 1: Ist es korrekt, dass die erstes vier Schichten (also das Transportsystem) häufig vom Internetanbieter selbst ausgeführt werden, während der PC nur mit den drei oberen Schichten "beschäftigt" ist?

Frage 2: Wieso müssen die Daten bei den Protokollen, nachdem sie im Zielcomputer angelangt sind, wieder in umgekehrter Reihenfolge zusammengesetzt werden?

Frage 3: Das Osi-Schichtenmodell ist soweit ich weiß das weit verbreitetste Schichtenmodell in der Netzwerktechnik. Inwiefern ist man als Benutzer selber an diesen Modell "gebunden"?

Mit freundlichen Grüßen
Da_Fabi

 

Hi,
ich trau mich mal. Und falls ich falsch liegen sollte... verzeiht mir und berichtigt mich.
zu 1. Häufig ja, aber nicht nur. Da ja Router, Hubs, Netzwerkkarten auch dazu gehören.

zu 2. Nicht zusammen gesetzt, sondern "ausgepackt". Zum vergleich: Wenn ich 1 2 3 4 "verschicke" wird es 4 3 2 1 ausgepackt.

zu 3. Die bekanntesten Schichtenmodelle sind das OSI-Schichtenmodell und das TCP/IP-Referenzmodell. Dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Schichtenmodell

zu 1 + 2 : http://de.wikipedia.org/wiki/OSI-Modell
und http://www.selflinux.org/selflinux/html/osi.html

 

#1 ist falsch: wie willst du denn an die daten kommen, wenn deine netzwerkkarte/modem/... nicht verarbeitet was da an spannungspegeln durch das kabel kommt (schicht 1), oder der pc die übertragenen daten nicht auf fehler überprüft, nicht zurückmeldet, dass die datenübertragung zu schnell/zu langsam ist (schicht 2), nicht den router oder andere computer findet und ansprechen kann (schicht 3) und keine datenpakete schnüren kann (schicht 4)

was allerdings immer öfter passiert: diese "niedrigen dienste" werden in die hardware (also die netzwerkkarte) verlagert. also nicht softwaremäßig über einen treiber und die cpu abgearbeitet.

#3: du bist nicht so sehr an das schichtenmodell gebunden sondern an dessen implementation. man kann das selbe osi-modell mit seinen 7 schichten auch ganz anders in hard- und software gießen; funktioniert auch (und möglicherweise auch besser), aber dann kann man eben nicht mehr direkt mit "maschinen" (nicht unbedingt nur computern) kommunizieren, die die "andere" implementierung benutzen, sondern muss einen passenden protokollumsetzer dazwischen setzen. (z.b. feldbus <-> fbus-bridge <-> ethernet, pci bus <-> modem <-> isdn, agp <-> grafikkarte <-> dvi,...)

 

Danke!

Was ich aber noch nicht ganz verstehe, ist folgendes: Wenn das OSI-Schichtenmodell angeblich ja nur theoretisch ist (siehe selflinux.org), warum kann man dann mit Netzwerkteilnehmer, die nicht auf dieselbe Weise funktionieren, nur mittels deines erwähnten Protokollumsetzers kommunizieren? Irgendwie sehe ich hierbei keine Logik

 

das modell ist eben ein modell
es beschreibt was in welcher reihenfolge zu erledigen ist wenn man <daten> (nachrichten, anfragen, antworten auf anfragen, messwerte, busfahrpläne,...) an einen (oder mehrere oder alle) <empfänger> schicken will.
wie das geschieht ist eine frage der implementierung.

als beispiel:
wenn du eine webseite aufrufst (z.b. www.pcwelt.de) dann wird dein wunsch "zeig mir die pcwelt-seite" in mehreren schritten entlang des tcp stacks (die implementierung des osi modells unter berücksichtigung der diversen verwendeten protokolle) mehrmals verpackt und unter hinzuziehung zusätzlicher informationen an den pcwelt server geschickt.

wie genau dieses paket auszusehen hat, damit der pcwelt server etwas damit anfangen kann steht nicht im osi, sondern eben in den verwendeten protokollen.

im http protokoll sieht die anfrage so aus:

Code:

GET / HTTP/1.1
Host: www.pcwelt.de
User-Agent: Mozilla/5.0 (Windows; U; Windows NT 5.0; de-AT; rv:1.8.1.13) Gecko/20080313 SeaMonkey/1.1.9
Accept: text/xml,application/xml,application/xhtml+xml,text/html;q=0.9,text/plain;q=0.8,image/png,*/*;q=0.5
Accept-Language: de,en;q=0.5
Accept-Encoding: gzip,deflate
Accept-Charset: ISO-8859-15,utf-8;q=0.7,*;q=0.7
Keep-Alive: 300
Connection: keep-alive
Cookie: <meine board cookie daten ;)>

man könnte sich jetzt ein anderes protokoll ausdenken, in dem nicht "GET" verwendet wird, sondern einfach nur "G" (einfach weils kürzer ist). statt "HOST" verwenden wir nur "H", etc... damit müssen wir weniger zeichen übertragen und damit sind wir schneller - ohne dass wir an der funktion und damit der schicht 7 vom osi modell was ändern (da sitzt http drinnen). allerdings ist das dann kein http mehr und kein webserver würde uns die gewünschte antwort liefern.

genau das selbe mit tcp:
das erwartet nunmal vor den nutzdaten in genau der reihenfolge source port, destination port, seq number, ack number, header length, flags, window size, checksum und 2 nullen.
man könnte natürlich ein anderes - vielleicht sogar besseres - paketformat basteln, ohne die schicht 4 von osi modell zu ändern, aber dann kann man eben nicht mehr direkt mit einem pc kommunizieren auf dem der standard tcp stack läuft.

viele andere <übertragungsvorgänge> funktionieren nach osi (oder geringfügig abgewandelten modellen) ohne dass da auch nur ein hauch von tcp/ip, ethernet oder gar http dabei ist.

der sinn dahinter ist die abstraktion. wenn man die schichten bzw deren schittstellen richtig spezifiziert, dann kann man ohne probleme den stapel nach nunten austauschen, ohne dass man in den oberen schichten was ändern muss.
in dem beispiel von oben kommt die pcwelt seite auf die selbe art bei dir an, egal ob dein pc am 45k modem, einer glasfaser oder an funk hängt.

 

Achso, du kannst wirklich gut erklären !

Dankeschön für deine Hilfe!