Diskussion über Bildungssysteme

Da war ich schon viel früher, nur die geballte Dummheit des Kapitals war nicht so allgegenwärtig.
Mit Einführung des staatlichen Verblödungssystems für unsere Kinder (genannt Bildung) wurde mir dann ganz anders.
Gut, daß ich meine davor schützen konnte mit viel Überzeugungsarbeit.

Aber wenn wir das finnische DDR-System wieder zum tausendsten mal erfunden haben, wird das alles wieder gut.

 

Kannst du mich mal aufklären? Was ist das "finnische DDR-System"?

 

Ich habe mich zwar nicht sehr eingehend mit dieser Frage beschäftigt, aber ich habe ja einige Enkelkinder in der Schule und unter meinen Bekannten auch ein Lehrerehepaar. Wenn ich also dies als Basis für meine Informationen auswerte und mit der Bundesrepublik vergleiche, sehe ich einige Faktoren, die PISA-relevant sein könnten.

Erstens werden die finnischen Kinder ein Jahr später eingeschult, nämlich mit sieben Jahren. Sie sind also reifer, wenn sie die eigentliche Arbeit anfangen (und haben beim PISA-Test ein Jahr weniger Unterricht gehabt!).

Zweitens sind alle Schüler neun Jahre lang gemeinsam in einer Grundschule. (Und dann kommt PISA!) Erst danach besuchen sie entweder eine berufliche Schule einer bestimmten Fachrichtung oder das Gymnasium. Leistungsunterschiede in der Grundschule versucht man durch individuelle Förderung einzelner Schüler oder kleiner Schülergruppen auszugleichen. Dazu benötigt man natürlich mehr Lehrer. Die Lehrer sind Angestellte der Kommunen. Finnland kann sich mehr Lehrer leisten, weil diese nur etwa zwei Drittel des Einkommens deutscher Lehrer haben. Vielleicht ergreifen gerade deshalb nur Menschen diesen Beruf, die besonders motiviert sind, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten.

Hat das Ähnlichkeit mit dem Schulsystem in der DDR?

 

Einen wichtigen PISA-Faktor habe ich vergessen: Da Finnland nur 5 Mill. Einwohner hat, lohnt es sich nicht, Filme zu synchronisieren. Wer also Filme sehen will, die ja meist amerikanisch sind, muss entweder schnell lesen oder die fremde Sprache verstehen. Das ist ein gutes Training!

 

@ zwilling
Das mit dem Filme synchronisieren, bzw nicht synchronisieren ist nicht nur in Finnland so, es soll auch in vielen Bevölkerungsreicheren Ländern so sein. Mein Sohn aus Kopenhagen beschwert sich auch immer, dass hier die Filme synchronisiert sind.

@ Hascheff
Dass die Volksabstimmung in Hamburg gescheitert ist, hat wohl mehrere Ursachen. Eine Ursache war wohl, dass große Teile der Bevölkerung gar nicht richtig begriffen hat, um was es wirklich ging. Ich habe Umfragen gesehen, die waren haarsträubend. Ich bekomme das jetzt im einzelnen nicht mehr zusammen.

Zum Schulsystem fällt mir der Spruch ein:
Ob es besser wird, wenn es anders wird, kann ich nicht sagen,
aber es muss anders werden, damit es besser wird.

Übrigens, mein Sohn meinte, in Deutschland hätte er es wohl nicht zum Abitur geschafft, jetzt ist er Diplominformatiker mit Doktortitel und Auszeichnung von der dänischen Königin, irgend so ein Inovationspreis oder etwas ähnliches.

 

Ich habe diese Diskussion einfach mal ausgegliedert, weil sie doch sehr weit vom Ursprungsthema, dem Geschehen in Duisburg entfernt ist.

Der Ordnung halber ...

 

Danke! So fühlt man sich bei dem Thema doch etwas wohler.

 

IMO nicht die schlechteste Erfindung. Neben einem vergleichbaren Bildungsstand sorgt es auch dafür, dass schwächere Schüler nicht in irgendwelche Deppenschulen (Hauptschulen) abgeschoben werden (ohne eine Chance, im Leben einen Fuß auf den Boden zu bekommen).

 

Da kann ich nicht mit reden, da ich auf ein Internat war.
Aber das wir schon ab der 3ten Klasse Englisch hatten hat mir einiges erleichtert.
OK war nicht gerade Pflegeleicht, und manch ein Lehrer hat über ein Berufswechsel nachgedacht.
Aber da war ich halt noch klein und Unschuldig, heute bin ich nur noch Unschuldig.

 

@kalweit: Was soll man dazu sagen? Du hast absolut Recht, aber die Bürger, die die Chancen ihrer Kinder verbessern wollen, indem sie die weniger Begabten nach unten treten, sind (siehe Hamburg) in der Überzahl. Das können nur Politiker ausgleichen, wenn sie dazu den Willen haben. Ich denke an die Abschaffung der Todesstrafe. Das haben die Politiker gegen eine Mehrheit in der Bevölkerung verwirklicht. Ein Beispiel dafür, dass Politiker vernünftiger entscheiden können als die Masse der Bevölkerung. Ich werde deshalb immer so giftig, wenn von einigen Forumsteilnehmern fast alle bundesdeutschen Politiker als Arschlöcher bezeichnet werden (ausgenommen einige der "Linken").

 

Das ist/war eine Logische Entscheidung und keine Politische.

Wahrscheinlich das einzige.

Würde ich z.B. nie tun.

Und wenn Du mir jetzt erklärst, was die Todesstrafe mit Bildungspolitik zu tun hat, bin ich fast zufrieden.

 

Leider ist das die absolute Ausnahme.
Es gibt sicher sehr gut durchdachte Entscheidungen.
Mein Kind durfte zum Beispiel mit 17 ein Auto mit Zustimmung der Eltern auf sich selber zulassen.
Da da immer noch der Papi mitfährt, eine super Regelung.
Und mit 18 hat man dann schon etwas Erfahrung und fährt besser als so mancher neuzugelassene Verkehrschaot (schönes Wort).

Natürlich gibt es noch zu viele Beispiele von "nicht zu Ende gedacht"- Entscheidungen der Politiker, welche teilweise viel zu weit weg von der Realität leben.
So kommmen dann diese Meinungen zustande:

Abgesehen davon, daß wir nach China und Rußland das größte Parlament der Welt haben, muß sich doch auch ein Politiker "rechnen" für den Staat.

Genau das tut er zu 95% nicht.
Nur Dummgelaber und Parteipolitik.
Wenn dann mal was relevantes anfällt, wird die Verantwortung weitergeschoben.

Wäre ich NRW-Chef, wäre der Bürgermeister von Duisburg mit samt unfähigen Gesellen vorige Woche gegangen worden.

Und zum DDR-Bildungssystem:

Den Staat mit seinen Repressalien und der SED-Stasi-Diktatur war und bleibt eindeutig ein Unrechtssystem.
Wer etwas anderes behauptet, hat es nicht erlebt.

Aber das Bildungssystem war Weltspitze.
Viele Kinder von Aussiedlern/Flüchtlingen/Vertriebenen aus dem Osten wurden in Westdeutschland sofort zwei Klassen höher eingeschult.

Die ZAPO ging 10 Jahre mit den gleichen Kadetten in einer Klasse.
Wer es nicht schaffte, ging nach 6 oder 8 Jahren mit entsprechendem Alter in die Lehre/Produktion (meist mit höherem Lohn als ein Akademiker ).
Dann ging es ab der 8./10. Klasse zum Abi und danach zum Studium.

Die Schulbücher waren von Rostock bis Suhl identisch mit riesen Auflagen und geringen Kosten (50.- Mark für ALLE als Kaufexemplare).

Der Unterricht war an allen Schulen gleich.
Wenn jemand umzog, hatten die Kinder höchstens 2 Wochen Unterschied im Lehrstoff.

Die Berufs- ,Fach-und Hochschulbücher haben die Verwandten aus dem goldenen Westen sackweise mitgenommen - geballtes Wissen für praktisch nichts ( 8 - 15 DDR-Mark).

Wir werden wieder dahin kommen, wenn die Politik endlich begreift, daß wir 16 Kultusministerien ABSCHAFFEN müssen.

Ob sich aber ein Politiker die Beine seines am Hintern festgewachsenen Stuhles selber absägt, da bin ich noch skeptisch ... .

 

Jüngstes Beispiel: Diskussion über die Abschaffung der Rentengarantie.
Hat man denn bei der Einführung überhaupt nicht nachgedacht?
Heute wird etwas entschieden, morgen ist das schon wieder hinfällig und wird wieder zur Diskussion gestellt.
Ich kann unsere Politiker überhaupt nicht mehr für Voll nehmen und dabei ist es völlig egal, welcher Partei sie angehören.
Außerdem spreche ich Ihnen jeglichen Weitblick und Verantwortungsbewusstsein für die Bürger, die sie gewählt haben, ab.

 

...kann man es ihnen verdenken? Mein Lütter wird nächstes Jahr eingeschult und damit ist das Thema für mich sehr präsent. Wenn ich mir seine zugewiesene Schule ansehe, kommt mir das Grausen. Würde ich ihn da hin lassen, würde ich ihn bereits in der Grundschule Steine für sein Leben in den Weg schmeißen, die er kaum wegräumen könnte. Zum Glück ist in erreichbarer Entfernung eine sehr ordentliche Schule, wo wir ihn hin umschulen können. Auch eine Privatschule ist eine Option. Das widerstrebt zwar meiner Überzeugung, aber was will man mangels Alternativen machen?

 

Du machst Witze. Hattest du nicht neulich erst erzählt, du wärst Papa geworden?

Waaaaaa, wie die Zeit vergeht...!



Sry 4 offtopic

 

...so schnell sind 5 Jahre rum.

 

Ich steh' wahrscheinlich auf dem Schlauch! Was hat die Abschaffung der Todesstrafe mit Logik zu tun? Sind alle europäischen Länder. die die Todesstrafe nach uns abgeschafft haben, weniger logisch? Japan, das vorige Woche einen hingerichtet hat? (Dass es in den USA an Logik mangelt, besonders in republikanischen Kreisen, kann man halt nicht ändern; seufz!)

Ist schwer zu verstehen! Ja,ja. In Hamburg haben die Bürger in einer wichtigen Frage der Bildungspolitik anders entschieden als die Politiker. Die Bürger haben ihr Bauchgefühl sprechen lassen. Die Politiker hatten die Frage unter Berücksichtigung der Interessen unterprivilegierter Bevölkerungsschichten entschieden. Als Beispiel, dass dies ab und zu vorkommt, ist mir die Abschaffung der Todesstrafe eingefallen. Das war schon 1949. Anfang der 60er Jahre versuchte Kopf-ab-Jäger (eine gewisse Zeit hieß er Schwanz-ab-Jäger) die Todesstrafe wieder einzuführen und hatte eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Zum Glück war das keine Frage, die durch Volksentscheid geklärt werden konnte!

 

Tja, wenn man immer wüsste, wie sich die Lage entwickelt! Hast du vor einem Jahr gewusst, dass einige europäische Länder fast bankrott waren und von den anderen eine Menge Geld brauchen?